Zahnverblendung mit Mikrohybrid-Kompositen: Schichttechnik versus Injektion

Potenziale von Mikrohybrid-Kompositen in der Verblendung

Kategorie: Materialien Praxis
Mikrohybrid-Komposite gelten als überzeugende Alternative zur klassischen Keramikverblendung – effizient, reparaturfreundlich und ideal für digital gefertigte Monolayer, Provisorien sowie Kombi-Prothesen. Die Fachjournalistin Annett Kieschnick erläutert, worauf es bei der Materialwahl ankommt.

Monolithische Zirkonoxid-Restaurationen, Provisorien aus PMMA (Polymethylmethacrylat) und 3D-gedruckte Gerüste prägen den Laboralltag – funktional einwandfrei, ästhetisch jedoch oft limitiert. Vor allem Monolayer-Materialien stehen für Effizienz, aber auch für gestalterische Kompromisse. Gingivamodulation, Farbcharakterisierung, Schmelzverläufe – die vielen Feinheiten, auf die Zahntechniker sensibilisiert sind, lassen sich digital kaum abbilden.

Dentallabore bewegen sich daher in einem Spannungsfeld: Einerseits ermöglichen digitale Workflows eine wirtschaftliche Fertigung, andererseits steigen die ästhetischen Erwartungen. Patienten wünschen Ausdruck statt Standard – und digitale Restaurationen brauchen ein Finishing.

Die Keramikschichtung gilt als Königsdisziplin der Zahntechnik. Keramiker erstellen Restaurationen, die der Natur in nichts nachstehen – Schicht für Schicht, Brand für Brand. Die subtile Lichtdynamik, die natürliche Transluzenz, die Imitation des Zahnschmelzes – all das hat Generationen von Zahntechnikern fasziniert. Nun stellen lichthärtende Mikrohybrid-Komposite diese etablierte Hierarchie infrage.

Mikrohybrid-Komposite als Lösungsansatz

Lichthärtende Mikrohybrid-Komposite kombinieren Stabilität mit Ästhetik und eignen sich für die Verblendung unterschiedlicher Indikationen: von Metall- oder Zirkonoxidgerüsten über Einzelzahn-Restaurationen bis hin zu komplexen, herausnehmbaren Arbeiten. Selbst überzeugte Keramik-Puristen greifen oft zu modernen Laborkompositen – aus guten Gründen.

Die lichthärtenden Werkstoffe enthalten sowohl Mikrofüllstoffe als auch größere Füllkörper – eine Kombination, die hohe mechanische Festigkeit, exzellente Polierbarkeit und eine natürlich wirkende Ästhetik vereint. Anders als spröde Keramiken verzeihen sie moderate Spannungen. Gerade bei großspannigen Zirkonoxid-Restaurationen zeigen sich keramische Verblendungen oft herausfordernd: Aufgrund der schlechten Wärmeleitfähigkeit von Zirkonoxid sind lange Aufheiz- und Abkühlphasen nötig – und selbst dann drohen Spannungsrisse. Komposite wie CERAMAGE von SHOFU Dental umgehen dieses Risiko: Sie härten rein lichtbasiert aus.

Warum Komposite statt Keramik?

Moderne Komposite bringen Flexibilität in den Laboralltag:

  • kürzere Verarbeitungszeiten,
  • weniger Technikstress,
  • vielseitige Applikationsformen (zum Beispiel Küvettentechnik oder Injektionstechnik) und
  • hohe Effizienz bei gleichbleibend überzeugenden Resultaten. 

Ein weiterer Vorteil: „What you see is what you get.“ Beim Verblenden mit Komposit ist das Farbergebnis sofort sichtbar – kein Überraschungsmoment nach dem Brand.

Bildergalerie: Verarbeitungstechniken von Mikrohybrid-Kompositen

„CERAMAGE meets digital“ – Antwort auf die Digitalisierung

Wenn es darum geht, digitalen Restaurationen ein Finish zu verleihen, setzen viele Labore auf zwei bewährte Größen: CERAMAGE und CERAMAGE UP. Beide Komposite sind etabliert, werden kontinuierlich weiterentwickelt und erschließen heute das gesamte Spektrum digitaler Werkstoffe.

Typische Einsatzbereiche auf einen Blick:

  • Metallische Gerüste (NEM-Legierungen, das sind Legierungen aus Nicht-Edelmetallen)
  • Provisorien aus 3D-Resin oder PMMA-Blanks
  • Definitive Versorgungen aus Zirkonoxid oder PMMA
  • Gefräste oder gedruckte Konfektionszähne
  • 3D-gedruckte Kunststoffstrukturen
  • Herausnehmbarer Zahnersatz mit individualisierter Gingiva

Bildergalerie: Finish von Restaurationen mit CERAMAGE

Werkstoffkunde: Was Mikrohybrid-Komposite auszeichnet

Moderne Laborkomposite wie CERAMAGE und CERAMAGE UP bestehen zu über 70 Prozent aus keramischen oder glasverstärkten Füllstoffen. Diese hohe Füllstoffdichte verbessert gezielt Eigenschaften, die im prothetischen Alltag entscheidend sind:

  • Mechanik: hohe Druck-, Biege- und Bruchfestigkeit
  • Oberfläche: glatte, hochglänzende Flächen mit geringer Plaqueanlagerung
  • Ästhetik: natürliche Transluzenz, Opaleszenz und Fluoreszenz
  • Verarbeitung: geringe Schrumpfung, gute Modellierbarkeit, exzellente Polierbarkeit

Auch die Polierfähigkeit der Mikrohybrid-Komposite mit Dura-Polish (für die Vorpolitur und Politur) und Dura-Polish DIA (für die Hochglanzpolitur) überzeugt. Sie lassen sich gut auf Hochglanz bringen. Besonders bei monolithischen Versorgungen ist das schnelle Finish oft das Zünglein an der Waage zwischen "okay" und "wow'".

Zudem wichtig: CERAMAGE erzielt durch einen hohen Anteil keramischer Füllstoffe eine nahezu keramikähnliche Lichtdynamik. Gleichzeitig haben die Füllstoffe eine höhere Elastizität; moderate Spannungen (zum Beispiel bei der lmplantatprothetik) werden in der Regel besser toleriert als bei klassischer Keramik.

CERAMAGE im Online-Shop

Sie interessieren sich für CERAMAGE oder CERAMAGE UP? Die unterschiedlichen Varianten der Mikrohybrid-Komposite finden Sie im Online-Shop von Henry Schein Dental. 

Material jetzt bestellen
Haftverbund: Schlüssel zum Erfolg

Ob analog oder digital – der Verbund zwischen Gerüst und Komposit entscheidet über die Langlebigkeit. Je nach Material kommen unterschiedliche Strategien zum Einsatz:

  • Metalllegierungen (zum Beispiel NEM): setzen auf mechanische Retention durch gezielte Oberflächenvorbehandlung (Sandstrahlen, Retentionsperlen etc.)
  • Kunststoffe und Keramiken: erfordern einen chemischen Haftverbund, zum Beispiel über Silane, Adhäsive oder Primer
SHOFU Universal Primer schafft einen sicheren Verbund von Kompositen mit verschiedenen Dentallegierungen, Zirkon- und Aluminiumoxid.
Mit CERARESIN BOND (CRB) können Komposite, Kunststoffe und Keramiken verbunden werden.

Besonderes Augenmerk gilt Zirkonoxid: Der Werkstoff gilt als anspruchsvoll – nicht zuletzt aufgrund der thermischen Prozesse. Hier punkten lichthärtende Komposite wie CERAMAGE. Die Verblendung erfolgt ohne Brennvorgang und mit zuverlässigem Haftverbund.

Farbcharakterisierung: Lichthärtende LITE ART Pastenmalfarben

Ob klassische Kompositverblendungen, Langzeitprovisorien oder konfektionierte Zähne: LITE ART Pastenmalfarben ermöglichen die Umsetzung individueller Lösungen. Beim Auftragen punkten sie durch ihre mikrofeine Partikelstruktur, homogene Konsistenz und hohe Deckkraft – selbst bei dünnen Schichtstärken. Feine Akzente lassen sich durch einfaches Überschichten der polymerisierten Malfarben mit Inzisal- oder Transluzenzmassen setzen. 

Digital trifft etabliert: CERAMAGE und CERAMAGE UP haben sich als Verblendmaterialien auf NEM-Basis über Jahre bewährt. Diese Expertise fließt nun auch in die digitale Zahntechnik ein – etwa bei der sicheren Verbindung mit gefrästen oder gedruckten Strukturen.

– Annett Kieschnick
Fachjournalistin

Warum lohnen sich Mikrohybrid-Komposite?

Die wichtigsten Argumente für Mikrohybrid-Komposite auf einen Blick:

  • Reparaturfreundlichkeit: Komposite lassen sich problemlos nacharbeiten, ob bei kleineren Anpassungen oder späteren Reparaturen.
  • Gestaltungsmöglichkeiten: Moderne Komposite erlauben ein ästhetisches Finetuning. Ob durch Schichtung, Maltechnik oder Charakterisierung.
  • Zeit- und Kosteneffizienz: kein Ofen, kein Brand, keine Wartezeit. Die einfache Polierbarkeit und die Möglichkeit zur direkten Kontrolle reduzieren den Aufwand.
  • Risikominimierung: Ohne thermische Belastung entfällt die Gefahr von Spannungsrissen. Das reduziert Reklamationen und aufwendige Neuanfertigungen.

Verarbeitungstechniken: Schichttechnik oder Injektion?

Die Mikrohybrid-Komposite CERAMAGE und CERAMAGE UP decken beide Verarbeitungstechniken ab. 

CERAMAGE: Die klassische Schichttechnik

Wer die feine Modellation liebt, wird sich bei CERAMAGE zu Hause fühlen. Das spachtelbare Material lässt sich ideal texturieren, modellieren und individuell anpassen. Die Schichttechnik orientiert sich am gewohnten Handling. Die Viskosität ist ausbalanciert: standfest genug für präzise Formgebung, geschmeidig genug für natürliche Übergänge.

CERAMAGE UP: Die moderne Injektionstechnik

Direkt aus dem Dispenser in die Küvette: CERAMAGE UP wurde für die Injektionstechnik konzipiert und eignet sich für die Umsetzung digital vorbereiteter Wax-Ups, Mock-Ups oder Provisorien. Die Vorteile liegen auf der Hand: Schnelligkeit, Sicherheit und Reproduzierbarkeit. Auch großspannige Arbeiten lassen sich effizient umsetzen – ohne Kompromisse bei Passung oder Ästhetik.

Fazit

Lichthärtende Komposite erweitern das zahntechnische Spektrum um eine sichere und wirtschaftliche Option. Sie ersetzen nicht die klassische Verblendkeramik, sie schließen Lücken, die durch neue digitale Werkstoffe und Herstellungsprozesse entstehen. Ob bei gedruckten Provisorien, komplexen Kombi-Prothesen oder monolithischen Zirkonoxid-Restaurationen: Komposite wie CERAMAGE und CERAMAGE UP ermöglichen eine Individualisierung auf hohem Niveau. Entscheidend bleibt das zahntechnische Know-how. Denn auch wenn die Materialien neue Wege eröffnen, braucht es den zahntechnischen Blick fürs Detail, das Gefühl für Form und Farbe – und das handwerkliche Gespür, das unseren Beruf so besonders macht.

Zur Person

Annett Kieschnick ist Fachjournalistin für Zahnmedizin und Zahntechnik mit Spezialisierung auf digitale Technologien und dentale Werkstoffkunde. Sie ist Mitautorin des Fachbuchs „CAD/CAM in der digitalen Zahnheilkunde“ und Vorstandsmitglied der EADT e.V. (European Association of Dental Technology). 

vom 04.11.2025
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