Ohne Daten kein digitaler Workflow. Doch welche Rolle spielt der Intraoralscanner im Digitalen Workflow, welche Vorteile bringt der digitale Abdruck wirklich, was kosten die Geräte und wie findet man das System, das zu den Anforderungen der eigenen Praxis passt?
Erst durch den Intraoralscanner ist ein vollständiger digitaler Workflow möglich. In diesen Bereich ist in den vergangenen Jahren viel Entwicklungsarbeit geflossen. Moderne Scanner haben sich für den Einsatz im Praxisalltag etabliert.
Der moderne Intraoralscanner kann weit mehr, als „nur“ Daten zu erfassen. Auch in der Datenbe- und -verarbeitung bieten die Scannersysteme ein hohes Potenzial. Die direkte Digitalisierung im Mund des Patienten gibt dem Zahnarzt somit zahlreiche Vorteile. Zusätzlich zur komfortablen Datenerfassung im Mund ergeben sich z. B.
Intraoralscanner unterscheiden sich in Messmethodik, Handhabung, Anwendung und Ergebnisqualität. Alle Intraoralscanner basieren auf der optischen Datenerfassung. Berührungslos werden die Oberflächen im Mund des Patienten erfasst, sogenannte Punktewolken (universales ASCII-Format) generiert und auf dem Monitor als dreidimensionales Modell dargestellt.
Die Zahl der Intraoralscanner steigt zunehmend. Für den potenziellen Anwender erschwert die große Auswahl zugleich die Entscheidung. Grundsätzlich handelt es sich in der Regel um optische Scanner. Im Gegensatz zum taktilen Scanner (Tastscanner) erfassen optische Scanner das Objekt berührungslos mit Licht. Es entstehen Punktewolken in universellem ASCII-Format. Die einzelnen Bilder werden zu einem dreidimensionalen Modell zusammengeführt.
Die verschiedenen Intraoralscanner differenzieren sich in der Aufnahmetechnik. Gängige Verfahren sind diekoaxiale Antastung (konfokales Prinzip), die z. B. im Trios von 3Shape Anwendung findet, und die Triangulation, wie sie z. B. in der Omnicam von Dentsply Sirona genutzt wird.
Ein neuer Intraoralsscanner ist seit Anfang 2019 am Markt: Die Primescan (Dentsply Sirona). Bei diesem System wurde das optische Aufnahmesystem entscheidend weiterentwickelt. Es handelt sich um ein von Dentsply Sirona zum Patent angemeldetes Verfahren. Der innovative Smart Pixel Sensor verarbeitet laut Herstellerangaben mehr als 1.000.000 3D-Punkte pro Sekunde und produziert so fotorealistische und hochpräzise Daten. Die dynamische Tiefenscantechnologie ermöglicht hohe Schärfe und optimal Präzision, selbst bei einer Messtiefe bis zu 20 mm – ein Vorteil für tiefe Präparationen.
Intraoralscanner werden kleiner und handlicher. Die Funktionen weiten sich aus. Die Präzision nimmt zu. Kundenwünsche werden mehr und mehr eingebunden (Full Arch Scan, Karies Detektion, Videostream, Echtfarbe, offener Datenaustausch etc.). Doch so hoch wie das Interesse ist, so laut sind auch kritische Stimmen: „Wozu einen Intraoralscanner, wenn’s auch ohne funktioniert?“
Wollen Sie sich über Intraoralscanner informieren und suchen für kritische Fragen schlagkräftige Antworten? Lesen Sie zehn starke Fakten, die für den Einsatz des Intraoralscanners im Praxisalltag sprechen.
Eine „Hürde“ des digitalen Workflows ist derzeit in der Zahnarztpraxis zu finden: die konventionelle Abformung. Hier haben Dentallabore einen Vorsprung, der mit dem Einsatz des Intraoralscanners geschlossen wird. Die im Mund erfassten Daten können direkt weiterverarbeitet werden. Umkehrprozesse (von der Abformung zum Gipsmodell, vom Gipsmodell zum Datensatz) werden umgangen, Fehlerquellen minimiert. Anwendungssensible Arbeitsschritte entfallen (Abformung, Abbindezeit, Desinfektion, Versand, Modellherstellung).
Patienten schätzen moderne Technologien. Sie sind digitalen Therapieverfahren gegenüber aufgeschlossen. Mit dem Intraoralscanner wird Ihnen ein hoher Behandlungskomfort geboten. Würgereiz, unguter Geschmack des Abformmaterials oder eingeschränkte Atmung – das kann Patienten in vielen Fällen erspart bleiben. Und das spricht sich rum!
Direkt nach der Präparation kann die Arbeit am Bildschirm beurteilt werden. Das Warten auf das Gipsmodell oder auf den Anruf aus dem Labor gehört der Vergangenheit an. Unterschnitte, Pfeilerdivergenzen oder der Abstand zum Antagonisten können sofort nachgearbeitet werden. Bei nicht zufriedenstellender Scanqualität lässt sich die Datenerfassung problemlos wiederholen. Es muss kein neuer Abformlöffel vorbereitet und kein neues Abformmaterial angemischt werden.
Die Desinfektion der Abformung entfällt ebenso wie die Säuberung der Abformlöffel. Der Mundscanner ist leicht und schnell zu desinfizieren. Viele Geräte haben autoklavierbare Scanspitzen. Andere Systeme arbeiten mit Einwegplastikhülsen, die nach dem Scan einfach entsorgt werden.
Nach dem Datenversand kann direkt mit dem Behandlungspartner (z. B. Kieferorthopäde, Zahntechniker) kommuniziert werden. Bei Bedarf erfolgt ein Austausch in Anwesenheit des Patienten. Direkte Kommunikation. Kein Zeitverlust. Keine Transportkosten. Außerdem ist Nachhaltigkeit ein wichtiger Aspekt: Bei der digitalen Abformung fallen keine Abfallprodukte an.
Digitale Modelldatensätze verbrauchen keinen Platz bei der Archivierung. Die STL-Datei ist jederzeit abrufbar. Außerdem unterliegt das digitale Modell keinem Verschleiß und ist immer in ursprünglicher Qualität verfügbar. Bei Bedarf kann aus dem Datensatz unkompliziert ein physisches Modell erstellt werden (z. B. 3D-Druck).
Mit entsprechenden Diagnostik-Softwaretools können Veränderungen im Gebiss des Patienten über einen langen Zeitraum nachverfolgt werden (z. B. Zahnwanderungen, Abrasionen, Rezessionen).
In vielen Fällen ist Chairside-Fertigung sinnvoll. Zusätzlich zur Zeitersparnis sprechen medizinische Argumente dafür, z. B. provisorische Versorgung für die Versieglung der Dentinwunde oder die temporäre Sofortversorgung nach der Implantatinsertion. Mit dem Intraoralscanner können diese Indikationen ohne Weiteres realisiert werden.
Moderne Intraoralscanner erzeugen Echtfarbmodelle! Zahnstruktur und Gingivatextur lassen sich gut erfassen und verlustfrei kommunizieren. Zudem können farbliche Gingiva- und Zahnveränderungen analysiert werden. Das ist bei einem Gipsmodell unmöglich. Manche Systeme bieten sogar die selektive Zahnfarbenmessung.
Der intraorale Datensatz lässt sich mit anderen Datensätzen verknüpfen; z. B. mit der 3D-Röntgenaufnahme oder dem Gesichtsscan. So wird das Spektrum der Diagnose und Planung erweitert. Der Behandlungspartner (z. B. MKG-Chirurg) wird frühzeitig in die Planung einbezogen. Dies bringt etwa bei der Planung einer Implantatbehandlung hohen Mehrwert. Nach der Insertion könnte dann die Implantatposition im Mund präzise werden – ohne die „lästige“ Überabformung.
Damit dies auch gelingt, lohnt es sich selbst Hand an einen Intraoralscanner zu legen. Alle Informationen zu Live-Demos von Intraoralscannern sowie eine Reihe weiterer spannender Themen zur digitalen Abformung sind auf unserer Webseite aufbereitet.
Lohnt sich die Anschaffung eines Intraoralscanners? Die Frage nach der Wirtschaftlichkeit kann nicht mit „Ja“ oder „Nein“ beantwortet werden, denn genauso könnte man fragen: „Rechnet sich für mich das Internet?“.
Bei den tatsächlichen Kosten spielen viele Faktoren eine Rolle. Die konventionelle Abformung ist im Praxisalltag implementiert. Für die Etablierung eines Intraoralscanners fallen Kosten an und es bedarf Zeit sowie Arbeit. Dieser Aufwand korreliert für viele Zahnärzte nicht mit dem Nutzen – aber nur auf dem ersten Blick.
Man kann die konventionellen Arbeitsabläufe nicht einfach durch digitale Prozesse ersetzen, denn es eröffnen sich völlig neue Anwendungsgebiete. Dies erschwert den Vergleich bzgl. einer betriebswirtschaftlichen Betrachtung.
Dazu gesellt sich die Tatsache, dass eine neue Generation von Zahnärzten und Zahntechnikern heranwächst. Für viele von ihnen ist die digitale Zahnheilkunde selbstverständlich. Sie nutzen die Vorteile mit allen ihren Mehrwerten.
Der Digitale Workflow und die Weiterentwicklungen der Intraoralscanner waren die Themen auf der IDS 2019. Besonders Primescan und Trios sind aktuell in aller Munde.