Dentalfotografie

Das 1×1 der Dentalfotografie in Zahnarztpraxis und Labor

Kategorie: Praxismanagement
Wie die Dentalfotografie ohne komplexes fotografisches Wissen und ohne komplett eingerichtetes Fotostudio genutzt werden kann, zeigt dieser Ratgeberartikel. Smartphone- oder Spiegelreflex-Kamera – hier erfahren Sie Grundlagen.

Die Dentalfotografie gehört in vielen Zahnarztpraxen und Dentallaboren zum Arbeitsalltag. Die Kraft von Bildern ist in vielen Bereichen hilfreich, z. B. präoperative Diagnostik, postoperative Verlaufskontrolle, analytischer Fotostatus, Ästhetik-Analyse, Patientenberatung oder Kommunikation.

Und bei der Herstellung von Zahnersatz zeigt ein gutes Foto weit mehr als nur die Zahnfarbe, sondern zum Beispiel auch Zahnform, Oberflächenmorphologie, Texturen, Transluzenz, Opaleszenz, Halo-Effekt.

Doch wie gelangt man zum guten Bild?

Inhaltsübersicht

Checkliste: Grundausstattung für die Dentalfotografie

  • Kamera (z. B. Smartphone oder Spiegelreflexkamera) 
  • Lichtsystem (externer Blitz) 
  • Wangenhalter, Mundspiegel, Kontrastoren 
  • ggf. zusätzliches Objektiv 
  • Bildbearbeitungsprogramm 
  • Bildarchivierungssoftware

Tipps für die Dentalfotografie

Nutzen Sie ein Kamerasystem, welches Sie wirklich gut beherrschen.

Spiegelreflexkamera oder Smartphone – gute Bilder sind nicht das Produkt der teuersten Technologie und der höchsten Pixelanzahl, sondern basieren auf Ihrem Verständnis für Fotografie.   

Achten Sie auf die optimale Beleuchtung.

Externe Blitzsysteme gibt es für Kameras und Smartphones. 

Entwickeln Sie sich eine möglichst einheitliche Bildsprache. 

Greifen Sie für Intraoralfotos auf Retraktoren und/oder Kontrastoren zurück. Achten Sie auf das Umfeld des zu fotografierenden Objektes und die Bildkomposition. 

Archivieren Sie Ihre Fotos entsprechend einer klaren Struktur. 

Die meiste Arbeit macht bei der Fotografie nicht die Aufnahme selbst, sondern alles, was danach kommt. Selbst wenn Sie die Bilder nicht bearbeiten: wenn Sie häufiger auf die Dentalfotografie zurückgreifen, kann sich eine Software schnell lohnen, weil sie Ihnen viel Zeit erspart.

Dentalfotografie mit dem Smartphone

Für die professionelle Dentalfotografie wird eine digitale Spiegelreflexkamera (DSLR) oder eine spiegellose Systemkamera mit passendem Objektiv und Blitzsystem empfohlen. Diese Kameras ermöglichen volle Kontrolle über alle Einstellungen. Das Vorgehen kann gut in den normalen Praxis- und Laboralltag integriert werden, allerdings bedarf es etwas Übung und der Investition in das Equipment. 

Wer auf einfachem Weg zum digitalen Bild gelangen möchte, nutzt das Smartphone. Gerade für die Dentalfotografie bieten Smartphone-Kameras einige Vorzüge. Geringe Größe, Leichtgewicht, einfache Bedienung durch Automatikfunktionen, gute Bildqualität – mit etwas Geschick entstehen detailgetreue Bilder. Gerade die neuesten Geräte verfügen über erstaunlich gute Kameras.  

Tipp: Oft wird das Können einer Smartphone-Kamera anhand von Megapixeln beurteilt. Allerdings ist dies nicht das wesentlichste Merkmal für einen Qualitätsscheck. Die Anzahl der Bildpunkte (Pixel) allein lässt keinen Schluss auf die Bildqualität zu. 

Belichtungsquellen am Smartphone  

Wesentlicher Aspekt in der Dentalfotografie ist die richtige Belichtung. Während bei der Arbeit mit Spiegelreflexkameras spezielle Blitz-Anlagen (Ringblitz, Lateralblitz) zum Einsatz kommen, sind die Belichtungsquellen direkt im Smartphone eingeschränkt. Allerdings gibt es Abhilfe. 

  • Sinnvolle Anschaffung sind externe Blitze, die auf dem Smartphone aufgesteckt werden können. So leuchtet beispielsweise ein Ringlicht mit entsprechender Farbtemperatur das Objekt optimal aus. 
  • Für Porträtbilder oder Videos können Ringlichter mit Stativ nützlich sein, wobei deren Handling für die Dentalfotografie nicht so geeignet scheint. 
  • Speziell für die Dentalfotografie gibt es ein tragbares Ministudio, das Belichtungsgerät Smile Lite MDP, welches sich in der Branche seit einigen Jahren hoher Beliebtheit erfreut. Es gibt diverses Zubehör, z. B. einen Polfilter, der Reflektionen auf Zahnoberflächen eliminiert. 

Smartphones mit Dual- und Triple-Kameras

Einige Smartphones arbeiten mit Doppel- bzw. sogar Dreifachkameras. Sie verfügen auf der Rückseite über zwei oder drei unterschiedliche Linsen mit Sensoren. Damit eröffnen sich in der Dentalfotografie Möglichkeiten, die einst nur der Spiegelreflexkamera vorbehalten waren.

Bei Dual-Kameras dient die primäre Kamera der Bildaufnahme und die sekundäre Kamera speziellen Funktionen (z. B. Schärfentiefe). Anschließend fließen die Informationen beider Kameras zusammen und das Bild entsteht. Kurz: Eine Dual-Kamera am Smartphone hat zwei Sensoren und ermöglicht schärfere und detailreichere Bilder.

Zudem gibt es Smartphones mit Triple-Kameras, eine Weiterentwicklung der Dual-Kamera. Bei einer Triple-Kamera nehmen alle drei Sensoren gleichzeitig unterschiedliche Fotos auf, die zu einem Bild zusammengefügt werden. Jeder Sensor hat eine andere Funktion, z. B. Weitwinkel- und Teleobjektiv, Monochrom-Sensor. Selbst der sogenannte Bokeh-Effekt, der zum Beispiel bei Portraits dazu führt, dass sich die Person von einem unscharfen Hintergrund abhebt,  kann mit einer Triple-Kamera ohne großen Aufwand erzielt werden. Kurz: Triple-Kameras an Smartphones verfügen über erweiterte Zoombereiche und sind bei schwierigen Lichtverhältnissen ideal.

Moderne Smartphone-Kameras haben oft einen rasant schnellen Autofokus und eine optische Bildstabilisierung für verwacklungsfreie Aufnahmen. Die Geräte werden immer besser darin, Belichtung, Farbtemperatur und Tiefenschärfe automatisch so anzupassen, wie es gewünscht ist. Wer sich etwas mit Fotografie beschäftigt, kann viele manuelle Einstellungen vornehmen (z. B. Blende, Belichtungsmodi, Verschlusszeit etc.) und noch mehr aus dem Bild „herausholen“.  

Es gibt sogar externe Objektive für das Smartphone. Diese können hilfreich sein, allerdings sollte man nicht zu viel erwarten. 

Smartphone und die Archivierung der Dentalbilder  

Mit dem Smartphone sind schnell unzählige Bilder gemacht. Um den Überblick zu behalten, ist eine gute Systematik zur Archivierung nützlich. Dentalbilder sollten an einem zentralen Ort sicher verwaltet werden. Es empfiehlt sich eine überlegte Ordnerstruktur, die für das Praxisteam zugänglich ist. Zudem ist es sinnvoll, die Bilder direkt der digitalen Patientenakte zuzuordnen (Hinweis: DGSVO beachten!).  Hilfreich ist natürlich auch hier ein möglichst integrierter Workflow. Ein Beispiel ist die Zahnarztsoftware charly by solutio: Hier  gibt es eine spezielle App (charly Foto), die Patientenfotos automatisch in die Patientenakte überträgt.  

Apps für die Bildbearbeitung am Smartphone  

Ziel der dentalen Bildbearbeitung sollte nicht die Manipulation des Bildes sein, sondern eine Verbesserung. Helligkeit, Zuschnitte etc. – es gibt verschiedene Apps für das Bearbeiten der Fotos am mobilen Endgerät.

Selbst die erweiterte Fotobearbeitung – von Farbtonkurven bis hin zur Arbeit mit mehreren Ebenen – ist mit leistungsstarken Programmen möglich. Idealerweise wird für die Bildbearbeitung nur ein einziges Programm mit einem einheitlichen Workflow genutzt.  

Beispiele für Bildbearbeitungs-Apps: 

  • Adobe Lightroom ist ein Klassiker, der auch für das Smartphone verfügbar ist. Der Fotomanager ermöglicht zusätzlich zur Bildbearbeitung auch eine Bildarchivierung. 
  • Photoshop Express ist nicht ganz so leistungsstark wie die professionelle Desktop-Version, aber bietet unglaublich viele Funktionen für die Bildbearbeitung am Smartphone. Es kann sogar mit verschiedenen Ebenen gearbeitet werden.
  • Snapseed ist eine professionelle Fotobearbeitungs-App, die Google mitentwickelt hat. Es gibt eine Vielzahl von Optionen, um dentalen Bildern den Feinschliff zu geben. Zudem können Sie mit diversen Filtern der Kreativität freien Lauf lassen (z. B. für den Instagram-Auftritt der Zahnarztpraxis).  

Dentalfotografie mit der Spiegelreflexkamera

Wer das volle Potenzial der Dentalfotografie nutzen möchte, greift auf die Spiegelreflexkamera oder eine hochwertige Systemkamera (ohne Spiegel) zurück. Diese Kameras bieten eine hohe Bildqualität, manuelle Einstellungen und umfangreiche Möglichkeiten einer Equipment-Erweiterung. Sowohl die Makrofotografie (Mundaufnahmen, Modellaufnahmen) als auch Porträtfotografie können mit diesen Kameras hochqualitativ umgesetzt werden.

Allerdings ist etwas Vorkenntnis in Sachen Fotografie hilfreich. Hier gibt es von verschiedenen Anbietern entsprechende Foto-Workshops, auch speziell für die Dentalfotografie.

Spiegelreflexkameras sind in verschiedenen Preisklassen erhältlich. Fast noch wichtiger als ein teures Kameragehäuse sind die Wahl eines Objektiv-Sortiments sowie das Wissen um die Kamerabedienung.

Es sind vielfältige und individuell wählbare Einstellungen (z. B. ISO, Belichtungszeit, Blendenöffnung und Tiefenschärfe, Belichtungskorrektur) möglich. Empfohlen wird, alle Einstellungen manuell vorzunehmen.

Empfohlene Kameraeinstellungen für einen Fotostatus

Erfolgskriterium in der Dentalfotografie ist ein konkretes Protokoll, dem alle Aufnahmen folgen sollten. Das Protokoll beinhaltet technische Kameraeinstellungen sowie die Motive eines Fotostatus. Mit einem solchen Protokoll ist es auf effizientem Weg möglich, hochqualitative Dentalfotos als einheitlichen Status (z. B. für die Patientenakte) zu erstellen. 

  • Lichtempfindlichkeit: ISO 100 
  • Blende: 29 
  • Zeiteinstellung: 1/160 
  • Hohe Tiefenschärfe: große Blendenzahl (kleine Blende) 
  • Gewollte Unschärfe: kleine Blendenzahl (große Blende) 
  • Verschlusszeit nicht unter 1/100 (Verwacklungsgefahr) 

Blitz und Objektiv: Equipment für die Dentalfotografie

Objektiv und Blitzsystem komplettieren das Kameraequipment. In der Dentalfotografie wird hauptsächlich die Makrofotografie genutzt. Es empfiehlt sich ein Festbrennweiten-Makroobjektiv von 100 beziehungsweise 105 mm, mit dem fast alle Anwendungen in der dentalen Fotografie abgedeckt werden können. Für die Porträtfotografie wird eine Brennweite von 60 mm als ideal erachtet.

Ringblitz vs. Lateralblitz in der Dentalfotografie

 Ein wichtiger Faktor für gute Bilder ist die Belichtungsquelle und damit die Wahl des Blitzsystems. Grob unterschieden werden kann zwischen dem Ringblitz und dem Lateralblitz. Während viele Zahnärzte den Ringblitz bevorzugen, favorisieren Zahntechniker oft den Lateralblitz. Beide Blitzsysteme haben ihre Vorteile. 

  • Der Ringblitz ist ein routinierter Allrounder, der eine schattenlose und direkte Ausleuchtung in der Mundhöhle gewährleistet. Der Ringblitz ist in der Regel kostengünstiger und lässt sich einfach auf die Kamera montieren. 
  • Der Lateral- bzw. Zangenblitz ermöglicht durch die seitliche Lichteinstrahlung ein sehr kontrastreiches, fast schon dreidimensionales Bild. 

Weiteres Zubehör für die Dentalfotografie

Ergänzend zum Kamerasystem sind Wangenhalter und Fotospiegel unerlässlich für die intraorale Fotografie. Mit dem Wangenhalter wird die Mundhöhle maximal geöffnet, um die zu fotografierenden Bereiche darzustellen und eine optimale Ausleuchtung zu gewähren. Erhältlich sind diese Hilfsmittel aus Kunststoff und Metall, wobei in der Chirurgie die Sterilisierbarkeit zu beachten ist.

Für die Ablichtung nicht direkt sichtbarer Bereiche in der Mundhöhle (z. B. hintere Molaren) sind Mundspiegel hilfreich. Glasspiegel mit Oberflächenverspiegelung verhindern ein Beschlagen. Zudem können Kontrastoren genutzt werden, um beispielsweise bei der Intraoralfotografie den Hintergrund schwarz zu gestalten.

vom 20.12.2021
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