
Kinderzahnmedizin: MIH behandeln mit Icon Vestibular
Inhaltsverzeichnis
MIH – eine Herausforderung in der Kinderzahnmedizin
Die Molaren-Inzisiven-Hypomineralisation (MIH) stellt eine der häufigsten entwicklungsbedingten Zahnschmelzdefekte bei Kindern und Jugendlichen dar. Die im Volksmund „Kreidezähne“ genannte Krankheit stellt sich durch Veränderungen im Mineralgehalt des Zahnschmelzes dar. Betroffen sind mindestens ein bleibender Molar und teilweise die permanenten Inzisiven. Die Zähne sind bereits beim Durchbruch im Kindesalter von sechs oder sieben Jahren betroffen.
Erscheinungsbild variiert
Die Zähne zeigen scharf umrissene Opazitäten, wobei das Erscheinungsbild variiert. Das Spektrum reicht von kleineren Flecken bis hin zu großflächigen opaken, weiß-gelblichen bis bräunlichen Verfärbungen, in schweren Fällen mit Schmelzabplatzungen. Daher lässt sich MIH häufig schwer abgrenzen von anderen Zahnschmelzdefekten wie Fluorosen, kariösen White-Spot-Läsionen, Hypoplasien oder Amelogenesis imperfecta.
Die von MIH betroffenen Zähne weisen einen verminderten Mineralgehalt und einen erhöhten Proteingehalt auf. Dadurch ist der Zahnschmelz poröser und deutlich weicher – sowie kariesanfälliger – als gesunder Zahnschmelz. Häufig sind die Zähne auch besonders temperaturempfindlich. Viele Patienten berichten von Schmerzen beim Genuss von kalten oder heißen Speisen, mitunter auch beim Zähneputzen.

Jedes einzelne Kind steht im Vordergrund – mit seinen Bedürfnissen, Wünschen und Sorgen. Man kann MIH nicht pauschal behandeln. Ein kleiner Fleck, der medizinisch unbedenklich ist, kann ein Kind extrem belasten – und das müssen wir ernst nehmen.
– Dr. Dinah Fräßle-Fuchs
Kinderzahnärztin in Salzburg
MIH entsteht bereits während der Zahnentwicklung. Die Auslöser sind noch nicht vollständig geklärt. Diskutiert werden verschiedene Faktoren, darunter Erkrankungen in der perinatalen und postnatalen Phase, Medikamente, Umwelteinflüsse wie Bisphenol A oder andere Weichmacher oder ein Mangel an Vitamin D. Diese könnten die Krankheit einzeln oder in Kombination auslösen.
Grenzen klassischer Therapieansätze
Die Behandlung von MIH muss je nach Alter des Kindes und Schweregrad der Krankheit individuell angepasst werden. Entscheidend ist eine frühzeitige und korrekte Diagnose.
Bei leichteren Fällen ist dann eine konsequente Prophylaxe das Mittel der Wahl. Bei stärkeren Ausprägungen der Krankheit steht ein umfangreiches Portfolio an nicht invasiven und minimalinvasiven Maßnahmen zur Auswahl. Diese sind Bleaching, Mikroabrasion, Infiltrationstherapie, Kompositfüllungen oder Veneers, die sich für ein dauerhaft überzeugendes Ergebnis auch kombinieren lassen. Gerade bei jungen Patienten gilt es, invasive und irreversible Maßnahmen nach Möglichkeit zu vermeiden, um die ohnehin geschwächte Zahnsubstanz nicht weiter zu schwächen, und gesunde Zahnsubstanz zu erhalten.
Der Wunsch nach schonenden, effektiven und zugleich kindgerechten Behandlungskonzepten ist groß. Er hat in den vergangenen Jahren zu innovativen Therapieansätzen geführt, die neue Perspektiven in der MIH-Versorgung eröffnen.
Großer Einfluss auf die Lebensqualität

Die Infiltrationsbehandlung mit Icon Vestibular
Die Kunststoffinfiltration mit Icon Vestibular ist eine schonende, minimalinvasive Methode zur Behandlung von Schmelzdefekten wie MIH, bei der die gesunde Zahnsubstanz erhalten bleibt. Die Methode ist seit über 15 Jahren im Einsatz. Ihre Wirksamkeit ist nach einer im Juli 2025 veröffentlichten umfangreichen Studie bestätigt. Sie ist in nur einer Sitzung anwendbar und eignet sich daher besonders für junge Patienten. Um das Ergebnis zu optimieren, kann sie – je nach Anwendungsfall – mit einem vorausgehenden Bleaching kombiniert werden (siehe Kapitel 6). Die Infiltrationsbehandlung besteht aus den drei Schritten Ätzen, Trocknen und Infiltrieren:
- Die Entfernung der Oberflächenschicht: Das HCI-Gel Icon Etch wird auf die Läsionen aufgetragen und entfernt die pseudointakte Oberflächenschicht, somit wird die Läsion freigelegt und der Infiltrant kann in die Poren eindringen.
- Die Trocknung des freigelegten porösen Schmelzes: Da für die Infiltration eine trockene Umgebung notwendig ist, wird die Stelle mit Icon Prime und Luft getrocknet.
- Die Infiltration der Poren: Icon Infiltrant, ein niedrigviskoser Kunststoffinfiltrant, wird auf den betroffenen Zahn aufgetragen. Der Infiltrant dringt tief in die feinen Kapillaren der Läsion ein. Anschließend wird er mithilfe von Licht polymerisiert und dadurch dauerhaft in den Strukturen des hypomineralisierten Schmelzes verankert.
Wichtig zu wissen: Der Brechungsindex des Infiltranten entspricht nahezu dem des gesunden Schmelzes. Dadurch werden die zuvor lichtstreuenden Poren ausgefüllt und angeglichen. Das Resultat ist eine deutliche Angleichung an das umgebende Gewebe – die opaken Läsionen verlieren ihren kreideartigen Charakter und wirken wesentlich unauffälliger.
Die Transilluminationsunterstützte Infiltration (Transillumination Aided Infiltration, TAI)
Für den Erfolg der Behandlung ist es entscheidend, die Lage der Läsion im Schmelz einschätzen zu können. Mithilfe einer Transillumination (Durchleuchtung) lassen sich Ausdehnung, Tiefe und Lage der Läsion besser beurteilen. Auch später bei der Kunststoffinfiltration lässt sich der Fortschritt der Behandlung so kontrollieren. Dadurch wird das Risiko von Fehldiagnosen und unnötigen invasiven Behandlungen reduziert und der ästhetische Erfolg kann besser vorhergesagt werden.
Drei Behandlungsschritte
Mit dem ersten Schritt der Oberflächenentfernung soll die Läsion für die weiteren Behandlungsschritte zugänglich gemacht werden. Mit einer geeigneten Lichtquelle werden die Zähne durchleuchtet, um deren Zustand zu bewerten. So liegen etwa homogen opake MHI-Läsionen meist dicht unter einer dünnen Oberflächenschicht. Sie lassen sich voraussichtlich schneller entfernen als tiefer im Zahnschmelz liegende Läsionen, die unter der Lichtquelle inhomogen opak erscheinen. Bei einer gemischten Läsion aus einer Haupt- und mehreren Sekundärläsionen wiederum könnte eine vorbereitende Mikroabrasion einzelner Stellen nötig werden.
Anschließend wird die Behandlung mit dem zweiten Schritt fortgesetzt, der Trocknung. Auch der dritte Schritt, die eigentliche Infiltration und Lichtaushärtung, kann mittels der Transillumination überwacht werden. Auf diese Weise lassen sich die betroffenen Schmelzareale optisch noch besser an den umgebenden, gesunden Schmelz anpassen.
Kombination mit Bleaching – für eine optimale Farbanpassung
Zur Vorbehandlung der Kunststoffinfiltration eignet sich neben der Mikroabrasion in vielen Fällen auch ein Bleaching, das einen aufhellenden und deproteinisierenden Effekt hat. Durch die Anwendung werden die bräunlichen Verfärbungen in den MIH-Läsionen entfernt, die durch den erhöhen Anteil an Proteinen entstanden sind. Mit dem individuell dosierbaren DMG Flairesse Bleaching Gel führt der Patient das Bleaching selbstständig zu Hause durch.
Flairesse Bleaching Gel ermöglicht dank seines niedrigen Wirkstoffgehalts von nur fünf oder zehn Prozent Carbamidperoxid (CP) eine sanfte Entfärbung. Es wurde speziell als medizinisches Home-Bleaching-Gel in Kombination mit Icon Vestibular zur minimal-invasiven Behandlung von entwicklungsbedingten Schmelzopazitäten entwickelt und als Medizinprodukt für junge Patienten zugelassen.
Das Gel wird dazu optimalerweise in eine DentaMile-Bleaching-Schiene eingebracht und in der Regel für zehn Tage über mehrere Stunden täglich getragen. Der Zeitplan ist wichtig: Um eine Wechselwirkung mit dem Infiltranten auszuschließen, sollte die Kunststoffinfiltration erst 14 Tage nach Beendigung der Bleaching-Phase durchgeführt werden. Laut einer Studie führt Bleaching vor der Infiltration zu einer deutlich besseren Maskierung nach sechs Monaten als bei einer alleinigen Infiltrationsbehandlung.
Die wichtigsten Vorteile im Überblick
- Einfach anzuwenden in nur einer Sitzung
- Kindgerecht und schonend
- Erhalt der gesunden Zahnsubstanz
- Nachhaltiger Erfolg seit mehr als 15 Jahren klinisch belegt
- Erhöht Lebensqualität und Wohlbefinden der Patienten
Tipps für die erfolgreiche Anwendung
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Für ein optimales Ergebnis der Infiltration muss die Läsion vollständig zugänglich sein. Reicht bei tief im Schmelz liegenden Opazitäten das Ätzen mit Icon Etch nicht aus, können diese per Mikroabrasion freigelegt werden, unter anderem durch selektives Abtragen mit einem feinen Diamantbohrer oder erosive Mikroabrasionspasten.
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Die Durchleuchtung eignet sich nicht nur zur Diagnostik, sondern auch zur Nachverfolgung der Trocknung mit Icon Prime und des nachfolgenden Infiltrationsprozesses. Wichtig: Während der Nachverfolgung der Infiltration keine Polymerisierungslampe verwenden, damit die betroffene Stelle nicht frühzeitig aushärtet.
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Diese Zeitspanne einzuhalten ist wichtig, um eine Wechselwirkung zwischen dem Bleaching-Gel und dem Infiltranten auszuschließen.
Fazit: Neue Perspektiven für die MIH-Behandlung
Die Behandlung von Patienten mit MIH-Zähnen stellt Zahnärzte vor besondere Herausforderungen: Im Zentrum steht dabei die emotionale Belastung der betroffenen Kinder und ihrer Eltern. Gerade bei vestibulären Schmelzopazitäten ohne gravierende strukturelle Defekte bietet die Kunststoffinfiltration eine substanzschonende, minimalinvasive und zugleich ästhetisch überzeugende Option. Sie verbessert die Optik nachhaltig und reduziert die Überempfindlichkeit der Zähne. Das erleichtert die Mundhygiene und verbessert Patientenkomfort und Zahngesundheit.
Die Infiltrationsmethode lässt sich in vielen Fällen mit weiteren Verfahren wie Bleaching, Mikroabrasion oder Kompositrestaurationen verbinden. Auf diese Weise kann ein individueller, auf das jeweilige Kind zugeschnittener Therapieplan entstehen.
Die positiven Effekte beschränken sich dabei nicht nur auf die Verbesserung der Zahnästhetik: Wenn ein sichtbarer Fleck im Frontbereich des Mundes verschwindet, empfinden Kinder dies häufig als große Erleichterung. Das stärkt ihr Selbstbewusstsein und wirkt sich spürbar auf ihre Lebensqualität aus. Die Infiltration bietet damit neben dem zahnmedizinischen auch einen wichtigen psychosozialen Nutzen.
Für die Kinderzahnmedizin bedeutet dies: Es lohnt sich, die Kunststoffinfiltration als festen Bestandteil in den therapeutischen Werkzeugkasten von Zahnarztpraxen aufzunehmen. Materialien sowie vertiefende Informationen zur Integration der Therapie in Ihr Praxiskonzept erhalten Sie bei Henry Schein Dental.
FAQ zur Behandlung von MIH mit Icon Vestibular
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Die Molaren-Inzisiven-Hypomineralisation (MIH), umgangssprachlich "Kreidezähne" genannt, ist ein Zahnschmelzdefekt, der vor allem permanente Molaren oder Inzisiven von Kindern und Jugendlichen betrifft. Aufgrund eines veränderten Mineralgehalts zeigen die Zähne häufig weiß-gelbliche bis braune Opazitäten. Die Zähne sind anfälliger für Karies und meist schmerzempfindlich.
MIH kommt weltweit bei etwa 15,5 Prozent und in Deutschland bei rund 11,1 Prozent der jungen Patienten vor. Viele leiden unter dem ästhetischen Erscheinungsbild, vor allem bei auffälligen Verfärbungen an den Frontzähnen.
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Die Kunststoffinfiltration mit Icon Vestibular ist eine schonende, minimalinvasive Methode zur Behandlung der Molaren-Inzisiven-Hypomineralisation (MIH) und anderer entwicklungsbedingter Schmelzopazitäten wie kariesbedingten White Spots, Fluorose oder Traumata. Die gesunde Zahnsubstanz bleibt weitgehend erhalten.
Die Behandlung lässt sich an das Alter des Kindes und den Schweregrad der Krankheit anpassen, ist nahezu schmerzfrei und in nur einer Sitzung anwendbar.
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Die Infiltrationsbehandlung mit Icon Vestibular besteht aus drei Schritten, dem Ätzen, Trocknen und Infiltrieren.
- Ätzen: Mit dem HCI-Gel Icon Etch wird die Oberflächenschicht entfernt, um die Läsion für die weitere Behandlung freizulegen.
- Trocknen: Mit Icon Prime und Luft wird die zu behandelnde Stelle getrocknet. So ist sie optimal auf die Infiltration vorbereitet.
- Infiltrieren: Icon Infiltrant wird auf den betroffenen Zahn aufgetragen und dringt tief in den Schmelz ein. Dann wird er mithilfe von Licht polymerisiert. Die infiltrierte Läsion hat ähnliche optische Eigenschaften wie gesunder Zahnschmelz.
Ein vorhergehendes Bleaching kann je nach Ausprägung der Krankheit das Ergebnis optimieren.
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Ja, je nach Krankheitsgrad wird vor der Infiltrationsbehandlung ein vorheriges Bleaching sogar empfohlen. Es hat einen aufhellenden und deproteinisierenden Effekt und kann so den Farbunterschied zwischen gesundem und betroffenem Zahnschmelz reduzieren.
Das schonende und schmerzfreie Bleaching führt der Patient selbstständig zu Hause durch. Dazu wird Flairesse Bleaching Gel in eine DentaMile-Bleaching-Schiene aufgebracht und über mehrere Tage einige Stunden täglich getragen. Frühestens 14 Tage nach dem Bleaching kann die Infiltrationsbehandlung begonnen werden.
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Wie dauerhaft das Ergebnis der Infiltration hält, ist abhängig vom Grad der Erkrankung. Bei fortgeschrittenem Karies oder sehr tiefen Läsionen kann zudem eine Kombination mit anderen Therapiemethoden – wie Bleaching, Mikroabrasion oder Kompositrestaurationen – nötig werden. Daher ist eine frühzeitige und korrekte Diagnose entscheidend.
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Bei tief im Zahnschmelz liegenden Läsionen kann vor dem eigentlichen Infiltrationsschritt eine umfangreichere Entfernung der Oberflächenschicht nötig werden, um sie für die Behandlung zugänglich zu machen.
Um die Anzahl der Ätzschritte zu reduzieren, empfiehlt sich häufig eine vorherige mechanische Entfernung der Läsionsoberfläche, zum Beispiel mit rotierenden Elementen, Polierscheiben oder einem Skalpell.
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Die Transillumination dient sowohl der Diagnose vor der Infiltration als auch der Qualitätssicherung während der Behandlung. Sie macht Lage und Tiefe der Läsion sichtbar und kann so Fehldiagnosen und unnötig invasive Behandlungen reduzieren. Während der Behandlung können mithilfe der Transillumination die Trocknung und die folgenden Prozessschritte besser überwacht werden.
Vorsicht: Während der Infiltration darf keine Polymerisierungslampe verwendet werden, sonst könnte die betroffene Stelle zu früh aushärten.
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Ja, laut einer im Juli 2025 veröffentlichten Untersuchung haben sich mehr als 300 Studien mit Icon Vestibular befasst. Die Wirksamkeit der Infiltrationsbehandlung ist seit mehr als 15 Jahren klinisch belegt.




