vom 04.08.2021
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Loretta Frischkorn, Innenarchitektin bei Henry Schein Dental, erläutert, wie Zahnärztinnen und Zahnärzte ihre Praxis rückenschonend einrichten und schon
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Ergonomie für den Zahnarzt – das klingt zunächst langweilig. Etwas genauer betrachtet handelt es sich jedoch um einen sehr spannenden Fachbereich der Arbeitswissenschaft mit hoher Relevanz für Wohlbefinden, Lebensqualität und Freude an der zahnärztlichen Tätigkeit.
Denn welcher Zahnarzt kennt das nicht: Zum Feierabend zwackt der Rücken, die Gelenke sind steif, die Schultern schmerzen und die Beine sind schwer. Eine nach den Regeln der Ergonomie eingerichtete Zahnarztpraxis kann deutlich zu mehr Wohlbefinden beitragen.
Doch auch in der Zahnarztpraxis bedeutet Ergonomie weit mehr als nur der richtige Stuhl für eine bequeme Sitzhaltung am Behandlungsstuhl.
Kurz gesagt: Ergonomie beschäftigt sich damit, die Arbeit dem Menschen anzupassen. Eine fast schon philosophische Aussage, aber eine logische Schlussfolgerung: Passt sich der Mensch der Arbeit an, ist dies auf Dauer ungesund.
Was also kann in der Zahnarztpraxis getan werden, um mehr Komfort, eine optimale Körperhaltung und ein gesundes Arbeitsumfeld für den Behandler zu schaffen? Wie gestalten sich Zahnärztin und Zahnarzt den Arbeitsplatz ergonomisch, bleiben bei der Behandlung entspannt und vermeiden so langfristig Gesundheitsgefährdungen?
Viele Zahnärzte plagen sich mit Nacken- und Rückenbeschwerden oder haltungsbedingten Kopfschmerzen. Was in jüngeren Jahren oft nur als ein Ziehen oder Stechen empfunden wird, kann nach einigen Berufsjahren zum chronischen Leiden führen. Arbeitsalltag und Privatleben werden beeinträchtigt.
Grund ist in erster Linie nicht die körperliche Konstitution, sondern die Körperhaltung am dentalen Behandlungsstuhl. Heimtückisch: Fehlhaltungen werden meist erst festgestellt, wenn sich Rückenschmerzen oder andere Beschwerden manifestieren.
Grundsätzlich gilt: Durch ein aufrechtes Sitzen behält die Wirbelsäule ihre physiologische Doppel-S-Form und wird gleichmäßig belastet. Die Rückenmuskulatur ist weniger beansprucht und wird gekräftigt.
Lesen Sie dazu auch das Interview mit der Praxisplanerin Loretta Frischkorn über das Finden und Integieren einer Behandlungseinheit und unseren Praxisbericht, in dem ein junges Zahnärztepaar ganz konkret von der ergonomischen Einrichtung ihrer Zahnarztpraxis erzählt:
Die folgende Grafik zeigt gemäß ISO 11226 die Arbeitshaltung im Sitzen für Zahnmediziner.
Quelle: KaVo Dental
Zudem ist auf Beinfreiheit zu achten. Der Zahnarzt muss mit den Füßen komplett unter den Behandlungsstuhl gelangen können.
Viele Hersteller moderner Behandlungseinheiten haben sich auf das Thema Ergonomie eingestellt. Beim Kauf einer neuen Behandlungseinheit sollten ergonomische Gesichtspunkte berücksichtigt werden. Daneben spielt auch der Arbeitsstuhl des Behandlers eine wichtige Rolle für die Arbeitshaltung.
Zu beachten ist u. a. Folgendes:
Es empfiehlt sich, an speziellen Schulungen teilzunehmen und sich von einem zertifizierten Dentalfachberater ausführlich beraten zu lassen.
Eine ergonomische Praxiseinrichtung bedeutet zusätzlich zur passenden Behandlungseinheit eine rückenfreundliche Gestaltung der Praxismöbel und eine optimierte Arbeitsorganisation. Zu bedenken sind beim Einrichten der Praxis z. B. die Abstände vom Arbeitsstuhl zum Mobiliar. Hier können spezialisierte Einrichtungsexperten wertvolle Hilfestellung geben.
Tipps dazu erhalten Sie im > Interview mit Loretta Frischkorn, Innenarchitektin bei Henry Schein Dental. Außerdem interessant: Der > Praxisbericht von Dres. Aline und Michael Weyhrauch zeigt, wie es gelingt, eine Zahnarztpraxis von Grund auf ergonomisch zu gestalten.
Langes Sitzen ist ungesund - Warum also nicht mal über einen Steh-Schreibtisch nachdenken? Zahnärzte haben viel Büroarbeit zu erledigen und dabei ist Sitzen nicht erforderlich.
Ab und an aufrecht im Stehen zu arbeiten bietet dem Haltungs- und Bewegungsapparat etwas Abwechslung. Stehschreibtische gibt es in allen denkbaren Varianten – von großer Arbeitsfläche bis hin zum kleinen Referentenpult für das Notebook.
Auch flexible Varianten als Kombination aus normalem Schreibtisch und Stehtisch sind denkbar. Aber wie immer gilt: Zwangshaltungen vermeiden!
Vermeiden Sie Alltagsfallen und legen Sie so eine gute Basis für eine gesunde Arbeitshaltung. Zahnärzte können schon viele Rückenbeschwerden vermeiden, wenn Sie diese verblüffend einfachen Tipps in Ihrer Praxis und darüber hinaus befolgen.
Wie immer sind es viele kleine Dinge, die ein Ganzes ergeben. Werden grundlegende Regeln der Ergonomie in der Zahnarztpraxis beachtet, kann es pünktlich zum Feierabend beschwerdefrei weitergehen, z. B. mit einem kleinen gesunden Work-out oder einfach einem guten Essen in Ihrem Lieblingsrestaurant.
Denn Entspannung und Abschalten außerhalb der Praxis sind die Grundlage für den nächsten gesunden Arbeitstag.
Annett Kieschnick, Fachjournalistin