Scandaten-Tutorial: Datenaustausch mit dem Intraoralscanner
In einer zunehmend digitalisierten zahnmedizinischen Welt ist die nahtlose und sichere Integration von Intraoralscannern in einen effizienten Workflow bis zur Fertigung entscheidend. Dieses Tutorial erläutert die Möglichkeiten der Datenübertragung zwischen Intraoralscannern verschiedener Hersteller, CAD/CAM-Software und Fertigungseinheiten, geht auf Schnittstellen und Kompatibilitäten der Cloud-Lösungen ein und zeigt auf, welche Rolle offene Datenformate wie STL und PLY spielen.
Ziel ist es, ein technisches Grundverständnis zu vermitteln, das für die erfolgreiche Integration eines Intraoralscanners in die zahnmedizinische Praxis hilfreich ist.
Digitaler Workflow: Datenformate, Datentransfer und Datensicherheit
Die Gestaltung des digitalen Workflows in der Zahnarztpraxis geht weit über die Auswahl eines Intraoralscanners hinaus. Es beginnt mit einer genauen Planung: Wie soll der Scanner eingesetzt werden, und welche spezifischen Arbeitsabläufe und Partner sind betroffen?
Eine frühzeitige Auseinandersetzung mit Datenformaten, Cloud-Lösungen und deren Anbindungsmöglichkeiten ist essenziell, um sicherzustellen, dass der digitale Workflow gemäß den Anforderungen reibungslos und effizient gestaltet werden kann.
Ein offenes System, das vielfältige Datenformate unterstützt, bietet deutliche Vorteile. Die große Flexibilität der offenen Systeme bringt heute aber oft auch eine erhöhte Komplexität mit sich, die nicht unterschätzt werden darf. So können beispielsweise in einem offenen 3D-Datensatz keine weiteren Informationen, wie zum Beispiel Materialien, Indikation, Zahnfarbe oder Patientendaten hinterlegt werden. Dies kann die Integration in bestehende Praxisabläufe erschweren.
Eine zentrale Rolle bei der Datenübertragung spielen die Datenformate, insbesondere STL und PLY. Vereinfacht gesagt beschreibt STL dreidimensionale Oberflächen durch ein Netz aus Dreiecken, jedoch ohne Farbinformationen. PLY hingegen kann zusätzlich farbige Texturen darstellen, was einen erheblichen Unterschied in der Datenverarbeitung bedeutet.
Die Datensicherheit ist ein weiterer kritischer Aspekt. Nicht jede Cloud-Lösung, die mit einem Scanner angeboten wird, entspricht automatisch den Anforderungen der Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO). Eine sorgfältige Prüfung ist hier unerlässlich, um Datenschutzprobleme zu vermeiden.
Henry Schein Dental hat in seinem Portfolio aktuelle Intraoralscanner bekannter Hersteller, die jeweils ihre eigenen Stärken und Besonderheiten haben. Unser Ziel ist es, Ihnen durch diesen Artikel einen Überblick zu verschaffen, welche Möglichkeiten die Hersteller in Bezug auf die Daten und den Datentransfer bieten, und Ihnen dabei zu helfen, das für Ihre Praxis passende System zu finden.
Viele Systeme, viele Wege: Die Cloud-Lösungen der Hersteller
Erläutert werden im Folgenden die Systeme der Hersteller Dentsply Sirona und 3Shape sowie orangedental in Kombination mit exocad. Fokus liegt auf den verschiedenen Cloud-Lösungen und deren Stärken und Schwächen im Vergleich zur Verarbeitung von offenen Datenformaten. Ziel ist es, einen guten Überblick über die Möglichkeiten der verschiedenen Systeme zu geben, um die Investitionsentscheidung zu unterstützen.
Cloud-Lösung von 3Shape: 3Shape Unite und 3Shape Communicate
Der TRIOS 5 von 3Shape und andere Scanner des Herstellers bieten die Möglichkeit eines lokalen Datenexports. Neben STL-Daten können die TRIOS-Scanner auch farbige Daten im PLY-Format lokal exportieren.
Datenexport: 3Shape Unite
Ein wesentlicher Bestandteil des 3Shape-Systems ist die vollständig integrierte Unite-Plattform. 3Shape Unite bietet eine Benutzeroberfläche innerhalb der 3Shape-Software, über die weltweit auf tausende Empfänger zugegriffen werden kann, die bereit sind, diese Daten weiterzuverarbeiten. Zum Empfang und Weiterverarbeiten der Daten wird ein 3Shape Dental System benötigt.
Die Unite-Plattform ermöglicht eine Filterung des Angebots, zudem können Nutzer wie bei DS Core Patientendaten, Bilddaten, Beschreibungen und weitere Informationen hinzufügen. 3Shape entwickelt die Plattform kontinuierlich weiter.
Die Nutzung von Unite ist derzeit kostenfrei.
Datenempfang und Kompatibilität: Communicate Inbox
Die Datenübertragung erfolgt über die Cloud-Plattform 3Shape Communicate. Labore können sich über das 3Shape Dental System mit der Unite-Plattform verbinden. Der Datenempfang erfolgt über das 3Shape Dental System in der sogenannten Communicate Inbox. Der Anwender hinterlegt die Zugangsdaten in den Einstellungen, woraufhin die Software die Daten automatisch herunterlädt.
Wie bereits oben beschreiben besteht eine Schnittstelle zwischen DS Core und 3Shape Communicate/Unite. Diese Verknüpfung ermöglicht es, Daten von Geräten wie dem Primescan in die 3Shape Dental Systems Software zu übertragen, wobei die Daten im Hintergrund auf Cloud-Servern gespeichert werden. Eine bidirektionale Kommunikation, beispielsweise zwischen TRIOS und der Sirona inLab CAD Software ist darüber ebenfalls möglich.
Dentsply Sirona wird die bisherige Plattform Connect Case Center abschalten. Die Einstellung ist für das zweite Halbjahr 2025 geplant. Für Anwender der Primescan AC/Connect empfiehlt es sich daher, den Wechsel auf DS Core frühzeitig vorzubereiten. Unsere CAD/CAM-Spezialisten beraten Sie gerne dabei.
Cloud-Lösungen von Dentsply Sirona: Connect Case Center und DS Core
Erfolgt die Datenerfassung mit einer Primescan des Herstellers Dentsply Sirona, dann gibt es verschiedene Möglichkeiten.
Manuelle Datenverteilung
Bei der manuellen Datenverteilung ermöglichen die Geräte und die zugehörige Software einen direkten Export der Scans. Diese Scans werden als STL-Daten ausgegeben und können einfach per USB-Stick oder über das Internet übertragen werden.
Bisherige Software-Lösung: Connect Case Center
Für vernetztes Arbeiten mit dem Empfänger liefert Dentsply Sirona aktuell (noch) eine Lizenz für das sogenannte Connect Case Center mit, sofern Zahnärzte die Intraoralscanner Primescan AC oder Primescan Connect erwerben. Diese Software dient dazu, Daten über das Internet zu empfangen, zu konvertieren und in verschiedene Workflows einzuspielen.
Zusätzlich zu den Scandaten werden weitere Daten wie Indikationen, gewünschtes Material und Zusatzinformationen wie Fotos des Patienten, Zahnfarben und Lieferdaten erfasst. Auch Textmerkmale, Videos und Bilder können hinzugefügt werden und über die Connect Cloud an das Connect Case Center übertragen werden. Die Software erlaubt eine bidirektionale Kommunikation und kann auch über eine Handy-App genutzt werden.
Über die Connect Case Center Inbox-Software kann das Labor (oder Praxislabor) die empfangenen Daten automatisch konvertieren und offene Datenformate wie STL, PLY und OBJ erzeugen. Diese 3D-Datenformate können dann in einer CAD-Software weiterverarbeitet werden. Ein möglicher Workflow ist die Integration in die Sirona-eigene InLab Software. Alternativ können die Daten automatisch in die exocad-Software übertragen werden, wobei sogar vorher gezeichnete Präparationsgrenzen mit übertragen werden.
Die Schnittstellenlösungen von Dentsply Sirona befinden sich derzeit in einem Umbruch. Das Unternehmen hat mit DS Core eine neue, cloudbasierte Plattform eingeführt. Nutzer der Primescan 2* können davon direkt profitieren, da DS Core die vorgegebene Anwendung des neuen Intraoralscanners darstellt.
Neue Cloud-Plattform: DS Core
DS Core bietet als Cloud-Plattform den großen Vorteil eines ständigen und standortunabhängigen Online-Zugriffs auf Falldaten. Anders als beim Connect Case Center werden die Daten in DS Core gespiegelt, Praxismitarbeiter, Labor und sogar der Patient können nach der Freigabe über einen einfachen Login-Prozess darauf zugreifen.
Neben den 3D-Daten vereint DS Core auch alle anderen digitalen Daten, die patientenbezogen entstehen können, wie beispielsweise Daten aus der digitalen Volumentomographie (DVT) und Scans von Intraoralscannern.
DS Core bietet verschiedene Lizenzkonfigurationen an – von kostenlosen Zugängen mit begrenzter Speicherdauer und -kapazität bis hin zu bezahlten Zugängen mit deutlich erweitertem Speicherplatz oder sogar unbegrenzter Datenmenge. In DS Core können auch manuell offenen Daten aus anderen Systemen hochgeladen oder eingegeben werden, das System kann damit auch unabhängig von Hardware aus dem Hause Dentsply Sirona eingesetzt werden.
Kompatibilitäten von DS Core und Connect Case Center
Das Connect Case Center ermöglicht Workflows zu anderen Herstellern, wie das integrierte Arbeiten mit der exocad DentalCAD-Software. Diese direkte und automatisierte Verarbeitung ist in DS Core derzeit noch nicht möglich. Über die cloudbasierte Plattform können die Daten auf Knopfdruck in die CEREC-Software 5.3 oder in die InLab Software 22 geladen werden. Zudem kann ein exocad-spezifischer Export erstellt werden. Neu ist auch, dass DS Core und auch die Connect Case-Plattform mit den Lösungen von 3Shape (3Shape Unite bzw. Communicate) verbunden werden können. Das ermöglicht zusätzliche Möglichkeiten in der Datenverarbeitung und im Austausch.
Manuelle Datenverteilung von STL und PLY: Herausforderungen bei der Datensicherheit
Für Anwender, die sich gegen die Nutzung einer Hersteller-Cloud entscheiden und stattdessen eine manuelle Datenverteilung bevorzugen, kommt es darauf an, auf die lokalen Exportmöglichkeiten der Geräte zurückzugreifen.
Zur Erinnerung: Mit der Primescan können lokal STL-Dateien erzeugt werden. Die TRIOS-Scanner von 3Shape und der FUSSEN von orangedental ermöglichen die Erstellung von STL- und PLY-Dateien. All diese Formate sind offene Datenformate.
Diese Daten können dann auf verschiedenen Wegen zum Empfänger geschickt werden. Dies erfordert eine vorherige Absprache und kann etwas komplizierter sein, insbesondere wenn es um doppelte Dateneingaben geht. Im Vergleich sollten alle Informationen, einschließlich Indikationen, Zahnfarbe oder gewünschten Fertigstellungsterminen übermittelt werden. Auch das Übertragen von zusätzlichen Bildern sollte möglich sein.
Ein besonders wichtiger Aspekt bei der manuellen Datenverteilung ist die Datensicherheit. Einige Online-Übertragungsanbieter mit kostenlosen Services garantieren keine Datensicherheit. Dies kann zu Konflikten mit den gesetzlichen Bestimmungen führen, sobald patientenbezogene Daten geteilt werden.
Daher ist es ratsam, bei der Online-Datenübertragung einen Anbieter zu wählen, bei dem Patientendaten sicher aufgehoben sind. Denn auch wenn es auf den ersten Blick nicht immer erkennbar ist, können zum Beispiel Patientennamen in einer STL- oder PLY-Datei hinterlegt sein. Diese sind unverschlüsselt gespeichert und dürfen somit nicht über Datentransferdienste ohne ausreichende Sicherheit übertragen werden dürfen.
Cloud-Lösung von orangedental
Die Cloud-Lösung für den FUSSEN S6500 von orangedental ist ebenfalls bestens geeignet, um Scandaten effizient zu übertragen und einen digitalen Workflow bis zur Fertigung abzubilden. Der Upload und Download der Daten erfolgen in offenen Formaten, was bedeutet, dass die Cloud primär zur Übertragung der 3D-Datensätze dienen.
Labore oder Fertigungspartner können die Aufträge online sehen und die entsprechenden offenen 3D-Scandaten abrufen. Diese Daten sind in den Formaten STL und PLY verfügbar, sodass sie heruntergeladen und manuell weiterverarbeitet werden können.
Der Workflow bei dieser offenen Cloud-Lösung ist damit nicht vollständig integriert, zusätzliche Daten können eingeschränkt übertragen werden. Dennoch liefert der Hersteller Lösungen, die einen sicheren und effizienten digitalen Workflow in der Praxis ermöglichen und die Datensicherheit gewährleisten.
Bei Henry Schein Dental sind wir darauf spezialisiert, Sie zu allen Aspekten des digitalen Workflows zu beraten. Unsere Rolle besteht darin, Ihnen die vielfältigen Möglichkeiten der digitalen Zahnmedizin aufzuzeigen und Ihnen dabei zu helfen, die für Ihre Praxis richtige Wahl zu treffen.
Wir bieten verschiedene bedarfsgerechte Beratungsmöglichkeiten an, von der persönlichen Online-Beratung bis zum Beratungstermin in unseren regionalen Niederlassungen. Unsere Connect Dental Spezialisten und CAD/CAM-Experten stehen bereit, um Ihnen ein breites Spektrum an Optionen aufzuzeigen und Ihre Fragen zum Thema Datenmanagement zu beantworten.
Unser interdisziplinäres CAD/CAM-Team kennt auch die Anforderungen der zahntechnischen Labore. Nur ein ganzheitlicher Blick auf die Systeme ermöglicht es, dass bei der Einführung der digitalen Abformung sowohl die Zahnarztpraxis als auch die die Labore in Bezug auf den Datenempfang und die Verarbeitung dieser Daten gut aufgestellt sind. Als starker Partner in diesem Bereich bieten wir eine Reihe von Lösungen an und beraten Sie individuell, wie Sie Ihre bestehenden Systeme erweitern oder welche zusätzliche Software Sie benötigen könnten, um optimal am digitalen Workflow teilzuhaben.