Zukunft der Zahntechnik

Die Zukunft der Zahntechnik

Kategorie: Digitales Labor
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Wie sieht die Zukunft der Zahntechnik aus und wie wird sich die Arbeit des Zahntechnikers verändern? In diesem Beitrag werden einige Thesen für die Zukunft des Dentallabors vorgestellt - von der Fertigung über die Vernetzung bis hin zu den Protagonisten der Digitalisierung, den Menschen.

    

Zukunft der Zahntechnik in drei Bereichen

1. Die Fertigung

Industrie 4.0, lernende Maschinen, künstliche Intelligenz, 5G etc. – die Digitalisierung vernetzt Maschinen, Menschen, Materialien. Ziel ist eine effiziente Produktion unter optimaler Nutzung vorhandener Ressourcen. Der Zahntechniker steht vor der Herausforderung, im Wettbewerb mit unterschiedlichen Marktteilnehmern zu bestehen. So sieht die Zukunft der Fertigung in der Zahntechnik aus.

Die Zukunft der additiven Verfahren

Der 3D-Druck im Dentalbereich wird an Relevanz gewinnen. Neue Druck-Materialien ermöglichen zukünftig das additive Herstellen von definitivem Zahnersatz.

Der dentale Multimaterialdruck wird an der LMU München bereits getestet und beispielsweise für Try-Ins angewandt. Zudem scheint die additive Fertigung von Keramiken zukunftsfähig. Zur IDS 2019 wurde der Druck von Zirkonoxid mit der LCM-Drucktechnologie (Lithography-based Additive Manufacturing) vorgestellt; ein Anfang im Bereich druckbarer dentaler Keramiken.

Gegenstand der dentalen Forschungsarbeit sind zudem die Materialeigenschaften von 3D-Druck-Harzen. Untersucht werden u. a. Möglichkeiten, die Materialeigenschaften im Rahmen des Produktions- und Nachbearbeitungsprozesses zu beeinflussen.

Der 3D-Druck wird schon bald nicht mehr „nur“ zur Produktion von Hilfsstrukturen (z. B. Abformlöffel, dentale Modelle etc.) eingesetzt werden. Beispielsweise entwickelt das Fraunhofer-Institut Hybridpolymere für den 3D-Druck. Dabei bestimmt die Zusammensetzung des Materials (z. B. Komposite mit hohem Füllstoffgehalt, hoher Transluzenz und einem hochwertigen mechanischen Eigenschaftsprofil) den dauerhaften Einsatz als Zahnersatzlösung.

Entwicklungen beim CAD/CAM-Fräsen

Auch bei der subtraktiven Fertigung ist eine steigende Materialvielfalt zu erwarten. Komposite, Keramiken, Zirkonoxid, Hybridmaterialien, thermoplastische Materialien, Legierungen … – die Werkstoffkompetenz des Zahntechnikers rückt in den Fokus.

Parallel dazu entwickeln sich die Technologien der Fräsmaschinen - auch für die Chairside-Fertigung - rasant weiter. Sie werden noch genauer, schneller, intelligenter. Selbstreinigende Innenräume, automatische Material- und Werkzeugwahl, intelligente Fertigungsprozesse …; Maschinen werden zukünftig komplett autonom arbeiten können und somit beispielsweise nachts oder am Wochenende durchgehend administrationsfrei produzieren.

Vernetzte Steuereinheiten bilden das „Gehirn“, das u. a. Materialinformationen ausliest und die Bearbeitungsprozesse entsprechend anpasst.

CAD-Konstruktion: Künstliche Intelligenz auf dem Vormarsch

Wohl am meisten verändern könnten sich Software-Anwendungen für das Herstellen von Zahnersatz, wobei dies ein schleichender Prozess sein wird. Nach und nach etablieren sich smarte Tools und Anwendungen, u. a. auf Basis künstlicher Intelligenz (KI).

Um sich den anstehenden Veränderungen bewusst zu werden, hilft eine Definition der KI-Technologie. Einfach gesagt, beruht eine intelligente Entscheidung immer auf der Analyse von Daten, die über längere Zeit erworben und mit Erfahrung verfeinert werden. Bislang war dies dem Menschen vorbehalten. Nun übernehmen Maschinen und Software nach und nach viele dieser Prozesse. Populäres und viel diskutiertes Beispiel ist IBM Watson.

Computer sind zunehmend in der Lage, auch zahnmedizinische oder zahntechnische Entscheidungen zu treffen. Innerhalb einer breiten (wachsenden) Datenbasis werden typische Muster erkannt, anhand derer die Software eigenständig Regeln erlernt und beispielsweise die CAD-Konstruktion einer Krone übernimmt. Mit jedem neu zugefügten Datensatz (z. B. mittels Intraoralscanner) verfeinert sich die Software und somit das Ergebnis, beispielsweise bei der Konstruktion der funktionellen Kaufläche (Biogenerik).

Zukünftig werden Softwarelösungen Machine-Learning (ML)- und Artificial-Intelligence (AI)-Funktionen integrieren. Intelligente Software wird anstehende Arbeitsschritte vorhersagen und die Benutzeroberfläche vorausschauend aktualisieren. Zunehmend werden Prozesse automatisiert und insbesondere Daten vernetzt. Derartige Funktionen helfen dabei, die CAD-Konstruktion noch effizienter, schneller und spezifischer werden zu lassen.

Monolithische Fertigung: Die Grenzen der Technologien

Monolithische Restaurationen rücken weiter in den Fokus. Bereits heute kann mit modernen Zirkonoxiden eine adäquate Ästhetik im Seiten- und Frontzahngebiet (z. B. Zirlux Anterior Multi) monolithisch realisiert werden. Und doch scheint ein Ablösen der klassischen Verblendtechnik im ästhetisch relevanten Bereich in vielen Fällen in naher Zukunft nicht denkbar. Zu spezifisch sind die lichtoptischen Eigenschaften natürlicher Zähne, um sie über eine monolithische Fertigung exakt imitieren zu können.

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Weitergedacht: Ob mit Unterstützung der künstlichen Intelligenz irgendwann lichtoptische Eigenschaften natürlicher Zähne exakt ausgelesen und direkt in die Restauration übertragen werden können, bleibt abzuwarten. Theoretisch denkbar ist diese Möglichkeit ebenso wie das CAD-Schichten einer Krone am Rechner und die anschließende additive Fertigung.

Mit der 5G-Technologie und der Low Latency Communication (Echtzeit-Remote) könnte es mit entsprechenden Materialien und Technologien vielleicht möglich sein, eine Restauration virtuell im Labor mit hoher zahntechnischer Expertise zu schichten, während der Patient in der Zahnarztpraxis sitzt.

Anschließend wird die Restauration direkt aus den entsprechenden Materialien gedruckt; quasi in Echtzeit entsteht im Labor die Restauration für den Patienten in der Praxis.

Veränderte Auftragslage für Dentallabore

So schön die steigende Materialvielfalt sein wird, bringt sie für das Dentallabor auch Herausforderungen. Zunehmend stehen beispielsweise Materialien für die Chairside-Fertigung im Fokus der Entwicklungen.

Nicht nur Einzelzahnrestaurationen, sondern auch mehrgliedrige Versorgungen werden Chairside gefertigt. Eine Tendenz, die bereits heute die Zukunft bestimmt: die klassischen festsitzenden Einzelzahnrestaurationen – einst „Brot- und Butter-Geschäft“ gewerblicher Dentallabore – verbleiben zunehmend in der Praxis (Praxislabor) oder bei anderen Dienstleistern.

Viele Labore sind beinah ausschließlich mit komplexen Restaurationen beschäftigt, die sie von der Planungsphase bis zum Abschluss der Behandlung unterstützen. Information und Beratung, digitale Planung, Animationen (Try-Ins), Prototypen, therapeutische Restauration, Zahnersatz – der Zahntechniker wird sich noch mehr zum Spezialisten für komplexe Restaurationen entwickeln und damit unentbehrlich für die moderne zukunftsorientierte Zahnmedizin werden.

Entwicklungen der Fertigung: Totalprothetik im Kommen?

Ein Bereich, der sich in Zukunft in der Fertigung der Zahntechnik etablieren wird, ist die digitale Totalprothetik. Hier gibt es schon heute verschiedene Wege, z. B. Fräsen der Basis und von konfektionierten Zähnen oder das Fräsen oder Drucken der Basis und gefräste Zahnreihen aus einem mehrschichtigen Blank.

Nachdem die Pionierphase überwunden und die Technik den Kinderschuhen entwachsen scheint, wird sich die digitale Fertigung der Totalprothese durchsetzen. Auch hier wird sich voraussichtlich der 3D-Druck etablieren, spätestens dann, wenn der mehrfarbige Druck das additive Herstellen der Prothesenzähne erlaubt. Einen ersten Blick in diese Zukunft zeigt Formlabs mit dem Form 3B und den abgestimmten Materialien für komplettprothesen aus dem 3D-Drucker..

Es ist zu erwarten, dass derzeitige Limitationen im Bereich der Materialien dank intensiver Forschung bald nicht mehr bestehen werden.

Fazit zur Zukunft der zahntechnischen Fertigung

Für Dentallabore bringen die Entwicklungen in der Fertigung – Maschinen, Software, Materialien – viele Vorteile, aber auch Nachteile mit sich. Einerseits steigen Möglichkeiten und Flexibilität. Andererseits hat die digitale Zukunft der Fertigung Hürden, die es wohlüberlegt zu bewältigen gilt.

Letztlich macht die Digitalisierung von Prozessen nur Sinn, wenn die Arbeit effizient, besser und sicherer wird. In vielen, aber eben nicht in allen Bereichen werden analoge Schritte ersetzt. Damit steigt die Anforderung an den einzelnen Zahntechniker und an das Dentallabor.

Chance und Herausforderung für die Zahntechnik zugleich kann die neue Approbationsordnung sein, die eine Reduzierung der prothetischen Lehrinhalte vorsieht. Zahnärzte werden verstärkt auf die kompetente zahntechnische Unterstützung zurückgreifen, denn trotz aller digitaler Technologien werden das Wissen, die Erfahrung und das Können des Zahntechnikers im Bereich der Zahnersatzfertigung in vielen Indikationen eine große Rolle spielen.

2. Die Vernetzung

Zweiter wichtiger Faktor für die Zukunft der Zahntechnik ist die Entwicklung der Vernetzung. Neue Plattformen spielen bei der digitalen Revolution in vielen Branchen die Arbeitswelt eine wichtige Rolle. Traditionelle Geschäftsmodelle werden quer durch alle Branchen von Start-ups und digitalen Plattformen in Frage gestellt. Diese Veränderungen, die bestehende Geschäftsmodelle ablösen, werden als Disruption bezeichnet. Das bedeutet soviel wie kreative Zerstörung.

Nahezu alle Branchen haben bereits oder werden zukünftig damit zu tun haben.

Einige Beispiele: Autohersteller (Carsharing, eMobility), Taxi (Uber), Callcenter (Chatbot), Einzelhandel (Online-Shops), Banken (Kryptowährung), Versicherungen (Blockchain), Hotels (AirBnB).

Und auch das Handwerk bleibt nicht verschont (Robotik, CAD/CAM, KI). Bei jeder Disruption gibt es Gewinner und Verlierer. Es gilt sich frühzeitig damit zu befassen und eigene Wege zu finden.

Plattformgedanke im Dentalbereich

Auch in der Welt des Zahnersatzes gewinnt die Vernetzung an Stellenwert, insbesondere mit der Etablierung des Intraoralscanners. Mit dieser Vernetzung erhöht sich die Zahl der Marktteilnehmer. Auslandszahnersatz, Fertigungszentren, Industrie, MVZs treiben den Wandel ebenso an wie disruptive Angebote branchenfremder Anbieter (z. B. Aligner in der KFO, 3D-Druck ).

Oft werden Patienten zur direkten Zielgruppe des Marketings, um darüber den eigentlichen Kunden – den Zahnarzt – zu erreichen. Als eines der Hauptthemen des Plattformgedankens steht zukünftig die Customer Experience (CX), das Kundenerlebnis. Hier spielt u. a. die künstliche Intelligenz (KI) eine Rolle. Customer Experience werden zukünftig auch Dentallabore in ihr Unternehmensmodell einbeziehen müssen.

Der Kunde sollte digital an das Labor gebunden werden und dies bedeutet mehr als ein paar Facebook-Bildchen posten. Hier bieten digitale Mehrwerte und Plattformen gute Möglichkeiten.

Connect Dental – Weiterentwicklung intelligenter Vernetzung zwischen Praxis und Labor

Der digitale Workflow wird in vielen Indikationen Realität – vom Scan zur Restauration ohne aufwendige Zwischenschritte. Doch auch in der Zukunft scheint der persönliche Kontakt zwischen Zahnarzt, Zahntechniker und Patient gewünscht und angemessen.

Denn trotz Digitalisierung hängt die Kundenzufriedenheit in erster Linie vom persönlichen Umgang ab. Im Fall des Zahntechnikers ist das der Kontakt mit dem Zahnarzt und Patienten. Konzeptionen (z. B. ConnectDental) und damit die intelligente Vernetzung zwischen Praxis und Labor, kombiniert mit dem persönlichen Kontakt, können ein Zukunftsmodell sein.

Der Zahntechniker als Dienstleister und Berater unterstützt mit umfassender Kompetenz und Erfahrung bei Planung und Umsetzung der dentalen Rehabilitation.

Mit Kosten für die Anschaffung eines Intraoralscanners werden sich immer mehr Zahnarztpraxen dieser Technologie verschreiben. Herausforderung für Dentallabore ist das Empfangen und Verarbeiten der verschiedenen Datenformate. Zahnärzte mit Intraoralscanner erwarten einen reibungslosen digitalen Workflow (Customer Experience).

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Dreh- und Angelpunkt für die Zukunftsfähigkeit eines Labors wird die Kompatibilität der Systeme sein, denn daran hängt sowohl der Workflow als auch die Wirtschaftlichkeit. Deshalb arbeiten wir bei Henry Schein mit einem übergreifend aufgestellten Spezialisten-Team. Das kennt die Anforderungen und Arbeitsprozesse von Laboren und Praxen und kann entsprechend fundiert beraten.

– Marc Fütterer
Spezialist und Produktmanager ConnectDental bei Henry Schein

Zukunft der Dienstleistungen in der Zahntechnik

Etablierte Dentallabore haben sich ein stabiles Fundament aufgebaut, indem sie frühzeitig auf den Wandel reagiert haben und z. B. in die CAD/CAM-Fertigung eingestiegen sind. Den digitalen Vorsprung gegenüber den Zahnarztpraxen können Zahntechniker nun nutzen. Durch die Vernetzung bilden sich intelligente Prozessketten, bei denen das Dentallabor ein wichtiges Glied bleiben sollte.

Erneut sei auf disruptive Prozesse hingewiesen, bei denen andere Marktteilnehmer das Labor verdrängen könnten. Die Digitalisierung endet nicht beim 3D-Drucker und der Fräsmaschine; dies scheint erst der Anfang.

Zusätzlich zu den bisherigen Fähigkeiten des Zahntechnikers und seinem fundierten Know-how werden eine hohe digitale Kompetenz und der Dienstleistungsgedanke gefordert. Dies sollte bereits in die Ausbildung einfließen.

So hat der Zahntechniker auch in Zukunft einen großen Vorteil gegenüber anderen Marktteilnehmern. Er profitiert von der Kombination aus Erfahrung, Leidenschaft, Kreativität, digitaler Kompetenz, Dienstleistungsgedanken, persönlichem Kontakt, Vor-Ort-Service und Flexibilität.

Augmented Reality in der Patientenkommunikation

Augmented Reality (AR) wird die Arbeit im Dentallabor bereichern. Schon heute gibt es interessante Beispiele für die Zahntechnik; auch hier geht es um Informations- und Datenaustausch. So kann beispielsweise mit Software-Anwendungen eine direkte virtuelle Überlagerung der CAD-Konstruktion mit den Aufnahmen des Patienten in Live-Bewegung erfolgen. Durch diese virtuelle Einprobe sehen Patienten das Ergebnis einer prothetischen Rehabilitation vor der eigentlichen Fertigung.

Kanapu, ein Start-up herausgelöst aus der technischen Universität Zürich, hat in Zusammenarbeit mit Disney Research eine Augmented Reality Engine entwickelt. Die intraorale Situation des Patienten wird gescannt; ein Tablet-PC dient als Augmented Reality-Spiegel. Danach entwirft die AR-Engine ein Zahnersatz-Design.

Der Patient sieht sich in Echtzeit mit neuem Zahnersatz. Anpassungen sind mit wenigen Klicks möglich. Das Unternehmen Ivoclar Vivadent hat das Potenzial der Technologie im Bereich der Zahnersatzfertigung erkannt und Kanapu mittlerweile gekauft.

Im Marketing könnte das Labor (oder auch andere Anbieter von Zahnersatz) zukünftig mit Augmented Reality-Apps punkten, beispielsweise bei der Information über Zahnersatzmöglichkeiten oder verschiedener Materialien.

Beispiel: Betrachtet der Patient das Modell eines gering bezahnten Kiefers durch sein Smartphone oder Tablet, werden die verschiedenen Möglichkeiten für seinen neuen Zahnersatz realistisch dargestellt. Mit dieser Technologie erweckt schon heute das Unternehmen Lego seine verpackten Bausätze für die Kinder in Shops oder im Katalog (QR-Codes) zum Leben. Auch Ikea arbeitet im Bereich der Produktinformation mit einer solchen Technologie.

Vielleicht erscheint es heute noch als Spielerei, doch auch Patienten und Zahnärzte verändern sich, stellen andere Ansprüche, sind von digitalen Tools verwöhnt und gehören zunehmend der Generation Digital Natives an.

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Weitergedacht: Eventuell können Datenbrillen die Arbeit im Dentallabor verändern, wobei diese Technologie derzeit noch in den Kinderschuhen steckt. Mit Datenbrillen verschmilzt die reale mit der digitalen Welt. Digitale Informationen werden auf die analoge Sicht eingespielt. So können vom Daten-Brillenträger beispielsweise Maschinen bedient werden, die ihm nicht vertraut sind.

Ob Microsoft, Apple, Telekom oder Epson … viele große Unternehmen forschen an der Technologie. Herausforderungen sind die intelligente Sensorik, eine starke Rechenleistung, hochauflösende Bildschirme und ein möglichst geringes Gewicht. Auch hier wird die 5G-Technologie Fortschritte bringen.

Vielleicht könnte in ferner Zukunft auf diesem Weg Zahnersatz hergestellt werden. Vielleicht wird irgendwann die Wartung der Fräsmaschine mit einer Datenbrille in Echtzeit als Fernwartung erfolgen oder selbst vom Zahntechniker vorgenommen.

Fazit zur Zukunft der Vernetzung der Zahntechnik

Wie kann sich das Dentallabor auf Digitalisierung und Vernetzung sowie die daraus resultierenden Herausforderungen einstellen? Einige Punkte zusammengefasst:

1. Individualisierung von Produkten/Services in Kombination mit der Online-Kommunikation auf Plattformen ist ein Erfolgsschlüssel. Der persönliche Kontakt und die Leidenschaft für die Zahntechnik werden zum Wettbewerbsvorteil. Kurz gesagt: Menschlichkeit

2. Daten sind wertvoll. Labore sollten auf flexible Schnittstellen achten, um die verschiedenen Datenformate (Intraoralscanner) lesen zu können und sich zugleich unabhängig von einem einzelnen Unternehmen zu machen. Kurz gesagt: Unabhängigkeit

3. Zur Innovation gehören das Erfüllen von Kundenwünschen und das Lösen etwaiger Kundenprobleme. Das Dentallabor wird zum Dienstleister und ggf. Netzwerker, wenn andere Spezialisten in eine Problematik einbezogen werden müssen. Kurz gesagt: Kooperation

4. Dentallabore sollten gute Ideen schnell verwirklichen. Es gibt eine Vielzahl von Dienstleistern (oft branchenfremd), die darauf spezialisiert sind, Ideen innerhalb weniger Tage in konkrete Prototypen zu verwandeln. Kurz gesagt: Flexibilität

3. Die Menschen

„Zukunft wird vom Menschen gemacht“, heißt es so schön. Und doch fühlen sich derzeit die meisten Menschen von den Zukunftsszenarien überfordert. Denn es scheint, mit zunehmender Digitalisierung ändere sich alles. In einigen Jahren wird sich die Situation etwas nüchterner darstellen. Der große Hype ist vorbei. Ängste sind dem Blick auf das Machbare gewichen.

Wie könnte die Arbeit im Dentallabor in fünf Jahren aussehen?

  • Digitale Fertigungstechnologien fangen den Fachkräftemangel auf. Planung, Konzeption und Beratung zu prothetischen Rehabilitationen gehören zum Alltag.
  • Über Plattformen erfolgt der Datenaustausch mit der Praxis und dem Netzwerk.
  • Der Gipsraum wird dank Intraoralscanner weniger genutzt, aber nicht stillstehen. 
  • Die breite Materialvielfalt bedarf fundierter Werkstoffkunde-Kompetenz.
  • Neben dem Herstellen monolithischer Restaurationen wird der Zahntechniker in vielen Fällen noch den Pinsel „schwingen“ und händisch verblenden.
  • Einzelzahnrestaurationen sind die Ausnahme im gewerblichen Labor geworden. Die Diskussion um das Praxislabor wird nach wie vor geführt werden.
  • Viele Zahntechniker entscheiden sich für ein weiterbildendes Studium. Zahntechnik scheint auf dem Weg zur Akademisierung.
  • Zahntechniker lieben ihren Beruf und wünschen sich einen Arbeitgeber, dessen Werte sie teilen.
  • Immer häufiger wird das Home-Office in Anspruch genommen, um beispielsweise CAD-Konstruktionen vorzunehmen. 
  • Ein gutes Team und Wertschätzung sind im Labor ein wichtiges Gut.
  • Es wird ressourcenschonend agiert, der Bote setzt auf E-Mobility.

Also manches ändert sich, manches bleibt gleich – so komplett anders wird der zahntechnische Arbeitsalltag in fünf Jahren noch nicht aussehen. Doch es gibt einen grundlegenden Wandel, der als schleichender Prozess unser Leben begleitet. Denn auch die Menschen und deren Wünsche sowie Bedürfnisse verändern sich.

Die Digitalisierung birgt einen gesellschaftlichen Wandel in sich, der mit verschiedenen Szenarien beschrieben wird. Fest steht: Sowohl Laborinhaber als auch angestellte Zahntechniker werden in Zukunft anders arbeiten. Patienten haben andere Ansprüche; ebenso wie Zahnärzte.

Veränderte Mitarbeiterwünsche

Die gute Nachricht: Als Unternehmen kann, aber muss man nicht jede Veränderung mitmachen. Beständigkeit kann zum Erfolgsmodell werden. Letztlich fängt Veränderung bei jedem selbst an. Heute sowie morgen wird es im Dentallabor beispielsweise wichtig sein, den Mitarbeiter in die Unternehmenskultur einzubeziehen.

Agiles Management – als Buzzword vieler Unternehmensberater – wird auch die Zahntechnik der Zukunft begleiten. Und das bedeutet vor allem eines: Flexibilität. Traditionelle Führungskonzepte sind oft zu starr, um mit der Dynamik der digitalen Welt mithalten zu können. In der Umsetzung einer agilen Struktur heißt das für Dentallabore: flache Hierarchien, Vertrauen, Selbstbestimmung, Teamwork und Eigenverantwortung. Die Zahntechnik wird weiterhin im Kampf gegen den Fachkräftemangel stehen. Die Konkurrenz zu neuen Berufsbildern wird größer, Investitionen in Mitarbeiterbindung immer entschiedener.

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Weitergedacht: Wir stehen vor einem Umbruch der Arbeitswelt, dessen Ausmaß sich nur erahnen lässt; treibende Kräfte: z. B. Globalisierung, Digitalisierung, Migration und Wandel von Werten. 65 Prozent der Kinder (Generation Z) werden später in Berufen arbeiten, die es heute in dieser Form noch gar nicht gibt. (E)

– Erhebung „Skill Revolution“
ManPowerGroup, 2016

Veränderte Patientenansprüche

Patienten werden immer aufgeklärter und informieren sich über die vielfältigen Zahnersatzlösungen. Viele werden zunehmend zu privaten Zuzahlungen bereit sein.

Insbesondere boomt der Bereich Ästhetik. Zu erwarten sind veränderte ästhetische Ansprüche. Möglichst weiß sollen sie sein, die neuen Zähne. Dadurch könnten sich zunehmend monolithische Restaurationen im Frontzahngebiet durchsetzen. Ein einheitliches Weiß ist so auf sehr effizientem Weg zu erreichen.

Zudem wünschen sich Patienten eine gute und möglichst visuelle Information über den neuen Zahnersatz. Verschiedene Tools, basierend auf der Augmented Reality , machen dies möglich.

Die Patientenaufklärung wird eine andere Dimension haben als heute. Mit dem 3D-Druck werden beispielsweise auf relativ einfachem Weg Try-Ins für eine realistische Einprobe hergestellt. Digitale Tools erleichtern die verständliche Information vom Labor oder von der Praxis an den Patienten.

Veränderte Ansprüche der Zahnärzte

Viele der Zahnärzte sind mit den digitalen Technologien vertraut und damit aufgewachsen. Der Intraoralscanner gehört bald in vielen Praxen zum Alltag, wobei die konventionelle Abformung noch nicht völlig ersetzt werden kann.

Zahnärzte mit Intraoralscanner erwarten einen reibungslosen digitalen Workflow, bei dem sie ihre Daten sicher und schnell an das Labor transportieren. Hier bedarf es entsprechender Plattformen und kompatibler Schnittstellen, die das Dentallabor mit digitaler Kompetenz bedienen kann.

Doch auch für das Dentallabor kann die Investition in einen Intraoralscanner sinnvoll sein, um die Zusammenarbeit von Praxis und Labor zu verbessern. Mehr dazu erfahren Sie in unserem Fallbeispiel von Dentallabor Pohl.

Des Weiteren setzen Zahnärzte aufgrund der von der Industrie gebotenen Möglichkeiten auf die Chairside-Fertigung. Das Praxislabor bleibt weiterhin der große Konkurrent für das gewerbliche Dentallabor.

Inwieweit in naher Zukunft die rechtlichen und berufspolitischen Rahmenbedingungen geklärt werden, kann nur geraten werden. Fakt ist, die Lobby der gewerblichen Labore ist gegenüber der Zahnärzteschaft sehr klein. Aber auch die Industrie selbst bietet sich dem Zahnarzt als Fertigungsdienstleister an und verspricht funktionierende Prozessketten, welche die Arbeit erleichtern.

Für das Labor bedeutet dies, dass sie sich technologisch und strategisch so aufstellen müssen, dass sie mithalten können. Der große Vorteil des Zahntechnikers sind seine Erfahrung und Kompetenz sowie die persönliche, individuelle Kundenbetreuung. Dies werden auch in Zukunft viele der Zahnärzte und Patienten schätzen.

Labore werden noch mehr zum Dienstleister. Neue Geschäftsmodelle integrieren u. a. die vorbereitende digitale Implantatplanung mit entsprechender Software, das Herstellen von Implantatbohrschablonen oder das Einbeziehen der Aligner-Therapie.

Immer wichtiger werden für Dentallabore auch das Ambiente und die Ausstrahlung der Räumlichkeiten. Zahnärzte und Patienten schließen aus der Gestaltung der Laborräume auf die Arbeit, die hier geleistet wird. Und auch für die Mitarbeitergewinnung und -bindung ist die Atmosphäre am Arbeitsplatz ein nicht zu unterschätzender Faktor.

Zukunft Zahntechnik – in drei Teilen haben wir einen kleinen Ausblick in die nahe Zukunft der Dentallabore gewagt. Die Zahntechnik wird sich verändern, wobei viele der bestehenden Werte nach wie vor ihre Relevanz behalten. Im Mittelpunkt für den Unternehmenserfolg stehen die schrittweise Digitalisierung der Prozesse und reibungslose Abläufe mit kompatiblen Schnittstellen. Hinzu kommen eine fundierte zahntechnische Ausbildung und eine für Mitarbeiter, Kunden und Patienten attraktive Unternehmensstruktur.

Tipp: Lesen Sie auch unseren Artikel zur Zukunft der Zahnmedizin – denn Zahnmedizin und Zahntechnik werden auch in Zukunft untrennbar miteinander verbunden bleiben.

vom 13.02.2022
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